Eigentlich sollten es mit dem Rad 1208 km werden mit lockeren (?) 12000 Höhenmetern. Von Norddänemark über Schweden nach Südnorwegen. [Anmerkung der Redaktion: siehe auch https://www.tsvottobrunn.de/wie-weit-ist-weit/]
Bei der Besprechung einen Tag vor dem 4-Tage- ( 90-Stunden-) Trip hieß es noch, wenn es in Dänemark regnet, braucht man genügend Schläuche.
Aber gut. Am Freitag, den 19. August, war um 04:00 Uhr Frühstück, um dann eine Stunde später am Start mit 42 weiteren Abenteurern aus 10 Nationen die erste Etappe von 320 km durch Dänemark zu absolvieren. Die ersten 90 km funktionierte mein Navi nicht und so habe ich mich mit einen Franzosen zusammengetan, der kein Englisch sprach – super! Ich hätte aber sonst keine Chancen gehabt, den Weg zu finden.
Es ging zur Küste und es war angenehm kühl und tatsächlich so gut wie kein Wind. Ca. 35 Fahrer, darunter 2 Frauen, haben das ganze ambitionierter gesehen und sind um einiges schneller gefahren. Es gab Teilnehmer, die im Jahr 30.000 km trainieren, oder eine Woche vorher ein Rennen mit 1500 km schon hinter sich hatten. Ich mit meinen gut 12.000 km in diesem Jahr fühlte mich etwas klein, aber an anderen sich zu messen wäre im Ultrabereich schädlich. Nach wie vor höre ich auf meinen Körper und habe keine Beschwerden, im Gegensatz zu anderen, die mit Titanhüfte oder sogar mit Einschränkungen leben müssen, weil Sie es übertrieben haben und nicht aufhören konnten.
Es hieß am ersten Tag auch 4 mal mit dem Schiff überzusetzen. Bei der 3. und längsten Passage fuhr uns das Schiff vor der Nase weg und somit mussten wir warten für die 70 Minuten dauernde Überfahrt. Tja, und nach der Wackelei auf dem großen Schiff hat es zu regnen begonnen.
Im Endeffekt haben die Dänen auf den Straßen/Wegen einen anderen Kiesbelag und es wurden durch den Regen spitze kleine Steine aufgespült.
Also bei Regen im Nirgendwo einen Platten im Vorderrad. Der Franzose fährt weiter, logisch. Reifenwechsel und ein Amerikaner hilft mit einer besseren Pumpe.
Nachdem wir durch einen Schlosspark gefahren sind, mit Kopfsteinpflaster und Kies, pfffffft – ein Platten im Hinterrad!
Wieder bei Regen Wechsel, wobei es wegen der Tasche schwieriger wurde. Mist, das Rad hatte auch noch eine Unwucht erhalten, warum ich?
Mit wenig Luft 30 km bis zum letzten Hafen, um nach Schweden überzusetzen. Auf dem Schiff half mir ein anderer Amerikaner.
Danach noch mal 20 km bis zum Hotel.
Nun habe ich für mich entschieden, das ganze sein zu lassen. Im Grunde war das gut so. In Schweden, wenn mir das passiert, nimmt kein Taxi und auch nicht der Zug ein Rad mit.
Im Hotel hat man sich noch bemüht, mir die Rückfahrt irgendwie zu organisieren, vom Veranstalter kam nur ein Achselzucken.
Am nächsten Tag mit Taxi zum Hafen die 30 km, mit dem Schiff nach Dänemark, mit 2 unterschiedlichen Zügen nach Kopenhagen. Dort erfahren, dass es keinen Zug an die Nordküste gibt, wegen Gleisschäden – Hitze und so! Tja, nun mit dem Bus weiter. Das erste mal, dass ich mit Kronen hätte zahlen sollen, wie bitte?
Dann am Samstag gab es keine Info, so mit Auskunft oder dergleichen. Also hat meine Frau mir das per Handy von zuhause geschickt und das war Gold wert, habe ich ihr auch gesagt.
3 weitere Male mit unterschiedlichen Zügen gefahren und jedes mal mit neuen Fahrkarten und Radticket. Meine Kreditkarte hat es mitgemacht.
Nachdem ich etwas über 11 Stunden unterwegs war, war ich wieder bei meinem Auto, dem ursprünglichen Ziel.
Mit dem Rad ohne Platten wäre das ganze in 13 auch gefahren worden – grins!!
Ich bin hingefahren und eben hingefallen – kurz geheult – werde meinen Radhelm zurechtrücken – aufstehen und eben andere Ziele finden. Es geht mir nicht um Egoismus, gewinnen oder um Dinge dieser Art zu erledigen. Ich habe Extrem-Triathlon gemacht, bin Bergmarathon gelaufen und habe auch oft nicht gefinisht. Aber ich bin gesund – außer meiner Sucht nach Schokolade!
Das ganze Training von 500 Stunden hat ja auch Spaß gemacht und warum mache ich diesen Sport? Ich bin einfach glücklich dabei und hoffe, dass anderen geholfen ist zu erkennen, dass manche Ziele erreichbar sind, auch wenn man eben mehrere Anläufe braucht.
Ach ja, ein Ding muss ich dieses Jahr doch noch erledigen. Im Oktober in Stockholm im ABBA-Museum mit den vieren Karaoke singen, ein langer Traum und der MUSS abgehakt werden.
Manfred Rau