Ein Bericht unserer frischgebackenen Europameisterin Stephanie Huber:
Am 09.07.2017 habe ich in Frankfurt mein Ironman (3,8km Schwimmen – 180km Radfahren – 42,2km Laufen) Triple vollendet. Ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man darüber nachdenkt, dass ich mich mit 22 Jahren schon dreimal über diese insgesamt 226km „gequält“ habe.
Vorab nur kurz die Info, dass ich an diesem besonderen Tag und auch am Montag danach von früh morgens bis abends von einem Kamerateam des Fernsehsenders ARD / hr begleitet worden bin, die eine Dokumentation mit dem Titel „Mythos Hawaii“ gedreht haben. Diese wird voraussichtlich am 07.10.2017 um 18Uhr zur Sportschau Sendezeit erscheinen.
Jetzt aber zu meinem Rennbericht:
Das Prozedere in der Früh ist immer dasselbe: Man sucht seine restlichen Sachen zusammen, zieht die Wettkampfkleidung an und versucht zu frühstücken. Mit einem Kameramann, der jeden Bissen filmt, gestaltet sich das natürlich nochmal unangenehmer! Mit dem Shuttlebus ging es dann zum Langener Waldsee, wo ich das Rad für später und mich für den Schwimmstart vorbereitete. Die Wassertemperatur lag bei 24,1 Grad und somit durfte gegen alle Erwartungen mit Neopren geschwommen werden – die Grenze für ein Schwimmen mit Neopren liegt bei 24,5 Grad . Um 6:30Uhr fiel dann auch schon der Startschuss für die Profis, und kurz danach hieß es auch endlich für uns: Ihr dürft zeigen wofür ihr das ganze letzte Jahr trainiert habt! Meine Zielzeit lag bei knapp 1 Stunde für die 3,8km. Während des Schwimmens versuchte ich mich vom Tempo und der Dynamic der restlichen Schwimmgruppe mitziehen zu lassen. So kam ich nach 1h01min59sek aus dem Wasser und war in guter Verfassung. Jetzt ging es an die Radstrecke, der Grund warum ich genau dort in Frankfurt noch einmal an der Startlinie stehen wollte.
Beim Radfahren letztes Jahr ist einiges schiefgelaufen und ich wollte mir selbst beweisen, dass ich eine bessere Radfahrerin bin als diese Zeit vom letzten Jahr (5h56min). Die erste Runde lief prima und ich war sowohl in den Beinen als auch mental auch noch super fit für die zweite und letzte Radrunde. So konnte ich nach 5h29min mit leider zunehmenden Bauchschmerzen vom Rad steigen. Die Lust auf den anschließenden Marathon hielt sich jedoch stark in Grenzen. Das Thermometer war inzwischen auf 33 Grad angestiegen. Euphorisiert und angefeuert von meinen mitgereisten Unterstützern entlang des Mains lief die erste Runde super und ich war optimistisch meine geplante Marathonzeit einhalten zu können. Ab km 18 musste ich dann aber an den Verpflegungsstationen gehen, da der Kopf und der Magen sehr stark rebellierten. Zu diesem Zeitpunkt musste ich vom Laufen zum Gehen übergehen. Leider war ich durch das „schnellere Gehen“ ab Ende der zweiten Runde natürlich auch immer deutlich länger der Sonne und den mittlerweile 34 Grad ausgesetzt, was mir dann nach dem Überschreiten der Ziellinie auch zum Verhängnis wurde. Am Zieleinlauf angekommen, legte ich dann noch einen Sprint hin, um das Ganze endlich zu beenden.
Im Zielbogen habe ich es noch geschafft die Arme fürs Fernsehen hoch zu reißen, bevor sich dann auch schon mein Kreislauf verabschiedete und ich links neben den Zielbogen gekippt bin. Als ich wieder halbwegs bei Kräften war, haben meine Begleiter mir das unglaubliche mitgeteilt: Ich hatte meine Altersklasse gewonnen – um ganze 6 Minuten! Es hat mehrere Stunden gedauert bis ich das wirklich vollständig realisiert hatte. Der Ironman in Frankfurt stellt gleichzeitig auch jedes Jahr die Ironman Europameisterschaft dar. Durch meinen Sieg in meiner Altersklasse darf ich mich daher auch ab jetzt Europameisterin 2017 AK18-24 nennen. Die nächsten Stunden bis zur Siegerehrung haben meine Eltern und ich damit verbracht, abzuwägen, ob ich den Slot für die Ironman Weltmeisterschaft in Hawaii annehmen soll oder nicht- schließlich beträgt alleine die Startgebühr für dieses Rennen 999 USD.
Letztendlich hat aber nicht der Verstand entschieden, sondern das Herz: Wer weiß, wann ich nochmal die Chance bekomme bei dem legendärsten Triathlon der Welt zu starten.