TSV-Turner beim Radrennen von Berlin nach München


702 km mit Abstand und Anstand


In diesem Jahr traf es jeden, der sportlich unterwegs war. Kinder durften nicht mehr Fußball spielen, die Fitnessstudios schlossen oder die Olympischen Spiele wurden verschoben.
Durch einen Zufall bekam Rau die Information das Ende Juli ein Radrennen Berlin – München – Berlin stattfinden soll. Aufgrund von Corona mit einem Teilnehmerlimit von 99 Startern.
Das interessante war, dass es auch die halbe Strecke mit 700 km und 5500 Höhenmeter gab. Das Training des Hobbysportlers belief sich bis dahin auf 6500 km. Also anmelden!
Am Donnerstag, den 30. Juli um 8:00, sollte der Start beim Berliner Olympiastadion sein. Bei angenehmen Temperaturen trafen sich gut 60 Teilnehmer aus Holland, Schweiz, Tschechien und gesamt Deutschland. Davon 3 Frauen.
Die erste Etappe sollte nach Leipzig zum Völkerschlachtdenkmal führen. Danach neben der weißen Elster nach Waldershof. Über das Schloss Stefling schließlich nach München.
Die Strecke war weit mehr als anspruchsvoll und verlief über unterschiedlichste Arten von Kopfsteinpflaster, Berganstiege, an denen der Gesamtstrecke geschuldet nur noch geschoben wurde, oder in der prallen Sonne, die mit bis zu 37° an den ersten drei Tagen am Himmel stand. Dadurch war das Teilnehmerfeld bereits nach 60 Kilometern so auseinander gezogen, dass die Sportler alle für sich alleine fuhren. Für den für die Turnabteilung des TSV Ottobrunn startenden Familienvater war allerdings die vegane Verpflegung des Veranstalters nicht umsetzbar. Das Rennen war zwar als Eigenversorgung ausgeschrieben, doch musste
auch mal eine Schinkensemmel von einer Tankstelle herhalten. Diejenigen die zwischen Berlin und München aufgaben, mussten selbst sehen wie sie von diesem Punkt wieder wegkamen. Während man in Berlin viele Menschen sah, die die Maßnahmen von Covid-19 eher auf die leichte Schulter nahmen, sorgte der Veranstalter auch mit dem Austeilen
von Schutzmasken für Sicherheit. Da Rau gut 2/3 der Strecke alleine fuhr, war das Rennen trotz allem sicherer als ein Einkaufsbummel in der Stadt.
Wer glaubt das nur jüngere Sportler am Start waren, der irrt. Der älteste kam aus Holland mit 70 Jahren. Leider gab er nach 425 km auf, da er den Verkehr in Deutschland als zu gefährlich ansah. Er sollte auch nicht der einzige sein, der vorzeitig vom Rad stieg. Das ganze ist sicherlich nicht alltäglich, aber die Einstellung von Rau ist – wenn Du es träumen kannst, dann kannst Du es auch tun!
Für die nächsten Tage angesagt: Erst einmal leicht die Füße nach oben legen. Das Rennrad wird gegen das MTB getauscht und die Blessuren werden gepflegt.
Für die 702 km war nach 53 Stunden übrigens Schluss. Leider mit 3 Tagen Hitze, aber zumindest kein Regen. Wenn man die beiden Nächte mit jeweils 3-4 Stunden Schlaf und die Essenspausen abzieht, bleibt ein Radzeit von 35 Stunden.
Einen nächsten Traum gibt es auch bereits. Nächstes Jahr soll es, wenn es die weltweite Situation zulässt, von London nach Edinburgh und zurück ein Radrennen geben. Eben einmal über die Insel und zurück mit 1500 km.

M. Rau

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