Ein europäisches Photographie-Unternehmen und die Bildkünste im 19. Jahrhundert
Wir, das sind Veronika G., Christel M., Evi K., Walter H. mit Ehefrau, Gisela S., Gaby L., Judith V., Gretl M. und der Berichterstatter Günter A., besuchen das Münchner Stadtmuseum, das die Ausstellung „Das fotografische Abenteuer, Adolphe Braun“, in Zusammenarbeit mit dem Musée Unterlinden in Colmar organisiert und ausgerichtet hat.
Am Eingang des Museums treffen wir die uns bereits bekannte Kunsthistorikerin Ursula Simon-Schuster, die Veronika und Evi als hervorragende Führerin engagiert haben.
Nach Erfindung der Fotografie im Jahre 1839 beschäftigt sich der Fotograf Adolphe Braun (1812-1877) ab 1851 aktiv mit der Fotografie. Dies ist eine Zeit, die geprägt ist vom Aufkommen des Serienabzugs und zahlreicher technischer Verfahren. Der experimentierfreudige Franzose perfektionierte unterschiedliche Verfahren: Negativ auf Kollodium-Nassplatte, Abzüge auf Salz- und Albuminpapier (Kopierpapier) wie auch Kohleabzüge.
1968 wird die Firma Braun aufgelöst. Sie vermacht dem Musée Unterlinden eine umfangreiche Sammlung von Abzügen und Negativen, die von großem kulturhistorischen und wissenschaftlichen Interesse sind (10.500 Glasplatten, 55.000 Abzüge). Das Münchner Stadtmuseum macht diesen außergewöhnlichen Fonds jetzt einem breiten Publikum, Spezialisten sowie Liebhabern zugänglich. Die Schau zeigt mehr als 200 Fotografien, die durch rund 20 Gemälde von berühmten Künstlern ergänzt werden (Gustave Courbet, Ernest Meissonier, Claude Monet, Eugène Fromentin, Jean-Jacques Henner). Sie vermitteln einen Einblick in die Wechselbeziehungen zwischen Fotografie und Malerei und den Bildenden Künsten des 19. Jahrhunderts (Malerei, Druckgrafik).
Seit etwa zwanzig Jahren ist Adolphe Brauns Werk Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen. Sie belegen, dass sein Werk nicht nur die zeitgenössischen Künstler, sondern auch die Entwicklung der Fotografie nachhaltig beeinflusst hat. Insgesamt zwölf Kapitel stellen Brauns Bildkosmos in den Verbund mit den bildenden Künsten des 19. Jahrhunderts. Eine Serie großformatiger Jagdstillleben nimmt Bezug auf die zeitgenössische Stillebenmalerei. Die malerische Wirkung von Unschärfe entdeckte Braun in Tierporträts, die als Modellstudien für Gemälde dienten. Auch ein in der Kunst des 19. Jahrhunderts weit verbreiteter Orientalismus fand in Brauns Fotografien aus Ägypten neue Vorlagen. Besondere Relevanz für Künstlerinnen und Künstler erlangten die Reproduktionen von Kunstwerken führender europäischer Sammlungen. Dafür erhält er auch den Spitznamen „Gutenberg der Kunst“. Durch die enge Zusammenarbeit mit u.a. Ludwig II, König von Bayern, entstanden über 30.000 Aufnahmen von maßgeblicher italienischer, niederländischer und französischer Kunst. Während dieser Kampagnen verwüstete der Deutsch – Französische Krieg Städte und Landstriche in Frankreich. Braun fertigte 1871 Ansichten der Zerstörungen in Paris und Belfort an. Aufgrund seiner Berühmtheit hat er auch als einziger die Erlaubnis bekommen, Bilder vom Papst Pius IX. aus dem Jahr 1878 und wie er auf dem Totenbett liegt, zu fotografieren und zu veröffentlichen.
Wie ihre ausgezeichnete Führung durch die Rumfordausstellung im Jahr 2015 ist auch diese Führung wieder beeindruckend interessant und lehrreich gewesen und wir fordern Frau Simon-Schuster auf, uns weitere Führungen anzubieten.
Anschließend lassen wir den Besuch des Stadtmuseums im nahe gelegenen Stadtcafè ausklingen.
Günter A.